Die Fassmer Werft in Berne-Motzen
Die Fassmer Werft hat ihren Sitz im niedersächsischen Berne-Motzen und ist im internationalen Schiffsbau tätig. Das in fünfter Generation geführte Familienunternehmen hat sich als eine der weltweit führenden Werften für die Planung und Produktion von Rettungsbooten bewährt und deckt darüber hinaus die Bereiche Schiffsbau, Windkraft-Anlagenbau und Faserverbundtechnik ab. Das Kerngeschäft umfasst jedoch den Bau von Schiffen und Booten mit Produktionsstätten und Konstruktionsabteilungen in Berne. Die Fassmer Werft hat in Deutschland, China und Polen rund 1.100 Mitarbeiter (Stand: 2017), erzielt einen Jahresumsatz von rund 90 Millionen Euro (Stand: 2010) und verfügt über ein globales Servicenetz.
Im Bereich des Schiffsbaus werden sowohl Jachten für den Privatgebrauch als auch Fähren, Arbeits-, Einsatz- und Versorgungsschiffe, Lotsenboote, Seenotrettungskreuzer, Forschungsschiffe, Marineschiffe und Patrouillenboote gebaut. Von der Forschung und Entwicklung über die Planung und Konstruktion bis zur Produktion deckt die Schiffsbauabteilung das gesamte Leistungsspektrum ab. Mit dem für 31 Millionen gebauten Fahrgastschiff Helgoland präsentierte die Fassmer Werft im Jahr 2015 den ersten in Deutschland produzierten Neubau eines Schiffes, das mit verflüssigtem Erdgas angetrieben wird.
Darüber hinaus ist Fassmer eines der international renommiertesten Unternehmen für den Rettungsbootsbau. Die Werft beliefert die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger mit Seenotrettungsbooten und Seenotkreuzern und baute mit der Hermann Marwede unter anderem den größten Seenotkreuzer weltweit (46-m-Klasse) sowie weitere Boote der 36-m- und 28-m-Klasse. Als weitere Produktbereiche kommen der Anlagenbau und die Windenergie hinzu. Hierbei stehen die Herstellung von schiffstechnischen Komponenten und Anlagen wie Plattformen, Gangways und Rettungsbootsysteme sowie die Fertigung von Maschinenhausabdeckungen für Windkrafträder im Mittelpunkt.
Geschichte der Fassmer Werft
Die Fassmer Werft gehört zu den traditionsreichsten Unternehmen im Bereich des Schiffs- und Bootsbaus und ist bereits seit fünf Generationen in Familienbesitz. Gegründet wurde Fassmer im Jahr 1850, als Johann Fassmer, Bootsbauer in Bardenfleth, begann, Holzboote für die Fischer, Reeder und Bauern der Umgebung zu bauen. Sein Sohn Friedrich Fassmer wurde ebenfalls Bootsbaumeister und erweiterte den Betrieb ab 1910 durch die Produktion von Sportbooten. Er starb 1920 und wurde von seinem Sohn Hans Fassmer beerbt, der ab 1920 Beiboote für die Marine mit in das Bootsbauprogramm aufnahm. In den folgenden Jahren wuchs das Unternehmen stetig weiter.
So wurden 1938 die ersten Boote aus Stahl und zehn Jahre später die Ersten aus Leichtmetall ausgeliefert. 1958 folgte mit dem Bau der ersten Kunststoffboote ein weiterer Meilenstein, gefolgt von der Übernahme der Firmenleitung durch Heinz und Friedrich Fassmer im Jahr 1960. Unter ihrer Führung wurde 1961 ein Neubau der Werft in Berne-Motzen errichtet, der seit 1966 als Hauptsitz des Unternehmens fungiert. Fortan wurden die zu bauenden Schiffe anspruchsvoller und größer, darunter Feuerlöschboote, Schwerlastfähren sowie diverse Rettungs- und Arbeitsboote für eine Vielzahl an Auftraggebern. 1985 und 1992 traten Holger und Harald Fassmer in den Betrieb ein. Fortan entwickelten sich größere Tenderboote und geschlossene Rettungsboote zu einem wichtigen Produktionsbereich.
Darüber hinaus wurden aber auch Polizeiboote, Zollkreuzer und Fischereischiffe gebaut. Wenige Jahre nach der Gründung der Tochtergesellschaft Fassmer Schiffsservice GmbH 1996 konnte die Fassmer Werft im Jahr 2000 bereits ihr 150-jähriges Firmenjubiläum feiern. Da 2012 die Produktionsanlagen der ehemaligen Werft Schweers in Bardenfleth übernommen wurden, hat das Unternehmen heute neben dem Hauptsitz in Motzen einen weiteren Standort in Berne.
Weltmarktführer im Bau von Rettungsbooten
Wer eine Kreuzfahrt mit AIDA, TUI Cruises und Co bucht, kann sich an Bord der modernen Kreuzfahrtschiffe auf die Rettungsboote der Fassmer Werft verlassen. Das niedersächsische Unternehmen ist einer der Weltmarktführer im Bau von Rettungsbooten für Passagierschiffe und Fähren und beliefert seit vielen Jahren die führenden Kreuzfahrt-Gesellschaften. Mehr als 400 Boote werden jährlich produziert und kommen anschließend auf den Luxuslinern der internationalen Top-Reedereien zum Einsatz. Das erste Rettungsboot aus Kunstharz und Glasfaser wurde bereits 1958 fertiggestellt. Vor allem seit Beginn der 1990er Jahre ist der Bau von Tenderbooten und geschlossenen Rettungsbooten ein wichtiges Standbein. Zu den Kunden gehören unter anderem AIDA, TUI Cruises und Royal Carribean.
Gebaute Schiffe und Boote
Ablieferung | Name | Schiffstyp | Klasse/ Länge | Aufttraggeber/ Eigner |
2003 | Hermann Marwede | Seenotrettungskreuzer | 46m | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger |
2012 | Harro Koebke | Seenotrettungskreuzer | 36,5m | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger |
2015 | Ernst Meier-Hedde | Seenotrettungskreuzer | 28m | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger |
2008 bis 2013 | Eiswetter, Eugen, Theodor Storm und Pidder Lüng | Seenotrettungskreuzer | 20m | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger |
2014 | Capella | Vermessungsschiff | 43,2 m | Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie |
2006 | Hanse Explorer | Ausbildungs- und Kreuzfahrtschiff | 47,76m | Harren & Partner (Hanse Explorer GmbH & Co. KG) |
2015 | Helgoland | Fahrgastschiff | 83m | Reederei Cassen Eils |
2003 | Meridian | Forschungsschiff | 42,35m | FUGRO OSAE GmbH, Bremen |
2011 | Rainbow Warrior | Hightech-Motorsegelschiff | 57,9m | Greenpeace |
2004 | Solea | Fischerei-Forschungsschiff | 42,4m | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung |
Ablieferung | Name | Bootstyp | Klasse/ Länge | Auftraggeber/ Eigner |
2005 bis 2015 | Kurt Hoffmann, Horst Heiner Kneten, Nausikaa, Konrad-Otto, Henrich Wuppesahl | Seenotrettungsboote | 9,5m/ 10,1m | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger |
1994 | unter anderem: Crempe, Baltrum, Bottsand, Stralsund | Seenotrettungsboote | 8,5m | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger |
1993 | Hecht, Zander, Barsch, Butt | Seenotrettungsboote | 7m | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger |
1995 bis 1999 | 12 Boote vom Typ Fassmer FPB 13 | Patrouillenboot | 13m | Land Mecklenburg-Vorpommern |
1982 | Polarfuchs | Patrouillenboot | 12,7m | Bundesministerium für Bildung und Forschung |