Kreuzfahrtschiffe Ökobilanz

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kreuzfahrt ökobilanz paar an der reling eines schiffs mit einem eisberg im hintergrund
© Christian Wilkinson - shutterstock.com

Die Ökobilanz der Kreuzfahrtschiffe – Flüssigerdgas-Antrieb und Hybrid-Technologie sind die Zukunft

Kreuzfahrtschiffe und ihre Auswirkungen auf die Umwelt – ein Thema, das seit vielen Jahren kontrovers diskutiert wird. Keine Frage, die Ökobilanz der gesamten Schifffahrt ist nicht gerade berauschend. Experten, der Naturschutzbund und Kritiker weltweit werfen den Reedereien regelmäßig vor, durch den Schiffsdiesel eine enorme Luftverschmutzung zu verursachen. Dennoch gibt es Licht am Ende des Tunnels, denn auch die Reedereien sind inzwischen daran interessiert, die Ökobilanz zu verbessern und Kreuzfahrtschiffe zu bauen, die weniger Rußpartikel und Emissionen ausstoßen. „Green Cruises“ ist das neue Stichwort und soll durch umweltfreundlichere Antriebstechnologien Realität werden. Aber können die Kreuzfahrtschiffe Umwelt und Mensch tatsächlich besser schützen? Eine Lösung scheinen Flüssigerdgas und die neue Hybrid-Technologie zu sein.

Schweröl ade – stattdessen kommt der Antrieb mit Flüssigerdgas

Noch werden Kreuzfahrtschiffe von Kritikern gerne als Drecksschleudern bezeichnet. Bald wird sich dies jedoch ändern, denn die neue Generation Ozeanliner soll durch die Verwendung von Flüssigerdgas statt Öl bis zu 90 Prozent weniger Emissionen verursachen. Das erste umweltverträglichere Kreuzfahrtschiff soll ab Dezember 2018 auf den Weltmeeren zu Hause sein – dann wird die neue AIDAnova in Dienst gestellt, das weltweit erste Schiff überhaupt, das ausschließlich mit Flüssigerdgas angetrieben wird. Schon mit der AIDAprima hatte der deutsche Kreuzfahrt-Marktführer erste Erfahrungen mit der neuen Antriebsart gesammelt. Der 2016 vom Stapel gelaufene AIDA-Neubau wird allerdings nur im Hafen mit flüssigem Erdgas betrieben; auf dem Meer blieb alles beim Alten. Jetzt also ein neues, tatsächlich sauberes Kreuzfahrtschiff, das die AIDA-Flotte verstärken wird und den Ruf der Drecksschleudern beheben könnte.

Ein Meilenstein hin zum umweltverträglicheren Green Cruising ist dies allemal. Durch die Verwendung von Liquefied Natural Gas, kurz LNG, lassen sich der CO2-Ausstoß um 20 Prozent und die Stickoxid-Emissionen um bis zu 80 Prozent reduzieren. Schiffsdiesel wird es trotzdem noch an Bord geben, denn die Motoren müssen erst 25 Prozent ihrer Leistung erreicht haben, bevor auf einen vollkommenen Betrieb per Flüssigerdgas umgestellt werden kann. Dann aber kommt das LNG aus den drei Gastanks zum Einsatz, die auf der neuen AIDAnova verbaut werden.

Bei Fährschiffen sind umweltverträglichere Antriebstechnologien schon alltäglich

Während die Kreuzfahrtbranche noch hinterherhinkt, sind umweltverträglichere Antriebstechnologien auf kürzeren Strecken wie in der Fährschifffahrt schon gang und gäbe, zumindest in Skandinavien. So kommt für den Fährbetrieb in Norwegens Sognefjord seit 2015 eine Elektrofähre zum Einsatz, deren Antriebstechnik unter anderem von Siemens entwickelt wurde. Die Akkus werden nachts und während der Stopps an den Anlegestellen mit Strom aus regenerativer Wasserkraft aufgeladen. Die sogenannten E-Ferries könnten in Norwegen bald auf weiteren 50 Strecken fahren. Auf der Ostsee zwischen Helsinki in Finnland und Estlands Hauptstadt Tallinn ist hingegen ein Fährschiff mit LNG-Antrieb unterwegs. Und auch Hybridfähren sind immer mehr im Kommen, beispielsweise zwischen Rostock und dem schwedischen Küstenort Gedser. Hier betreibt Scandlines die Schiffe „Berlin“ und „Copenhagen“, deren Antriebstechnologie in der Lage ist, überschüssige Energie zu speichern.

Neues Expeditionsschiff mit Hybrid-Technologie ab Herbst 2018

Neben dem Antrieb mit Flüssigerdgas wird künftig vor allem die Hybrid-Technologie ein Thema sein. Schon 2018 soll mit dem Expeditionsschiff „MS Roald Amundsen“ das weltweit erste Kreuzfahrtschiff mit dieser Technologie in Dienst gestellt werden. Damit beschreitet Hurtigruten als erste Rederei einen neuen Weg in puncto Antrieb von Kreuzfahrtschiffen – nachhaltig, mit Diesel- und Elektromotoren. Entworfen von dem Schiffsdesigner Espen Øino ist die „Roald Amundsen“ das erste von zwei in Auftrag gegebenen Schiffen, die bald die Hurtigruten-Flotte ergänzen werden und sich besonders für die Fahrgebiete in der Polarregion eignen. Beide Schiffe können nämlich rund 30 Minuten lang nur mit Elektromotoren angetrieben werden und damit beinahe lautlos fahren – wichtig für die sensiblen Gebiete in der Antarktis und Arktis. Durch die Hybrid-Technologie erhofft sich die Reederei eine Einsparung von CO2-Emissionen um bis zu 20 Prozent. Das Schwesterschiff „MS Fridtjof Nansen“ soll dann 2019 erstmals in See stechen und ebenfalls geräuschloser und emissionsfreier über die Weltmeere fahren. Dies kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern macht auch Kreuzfahrt-Urlaubern ein noch schöneres Erleben der Natur und des Meers möglich, ohne auf den üblichen Komfort moderner Kreuzfahrtschiffe verzichten zu müssen.

Internationale Reedereien setzen künftig auf Flüssigerdgas

Während AIDA mit seiner neuen AIDAnova eine Vorreiterstellung einnimmt, werden in Zukunft auch die Kreuzfahrtschiffe anderer, führender Reedereien mit LNG angetrieben werden. Vor allem die Kreuzfahrtgesellschaften, die wie AIDA zum weltweit größten Kreuzfahrtunternehmen Carnival Corporation gehören, setzen auf Flüssigerdgas. So haben sowohl Costa Kreuzfahrten als auch Carnival Cruises und P&O Cruises neue Schiffe bei der Meyer Werft in Auftrag gegeben – insgesamt sieben umweltfreundlichere Ozeanliner mit modernster Ausstattung. Aber auch Disney Cruise lässt drei Schiffe mit LNG-Antrieb in Papenburg bauen. Ähnlich sieht es bei MSC aus, deren Neubauten ab 2022 und 2024 über die Weltmeere kreuzen sollen. Die beiden World-Class-Schiffe werden von der STX-Werft in Frankreich gebaut und sollen mit rund 6.850 Passagieren die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt werden. Zuvor muss aber noch an der Infrastruktur in den Häfen gearbeitet werden. Bislang fehlt meist die Möglichkeit, Schiffe überhaupt mit LNG betanken zu können. Ebenso selten stehen Landstrom-Anschlüsse zur Verfügung, die während des Anlegens im Hafen eine Versorgung mit Strom sicherstellen würden. Stattdessen müssen die Motoren der Kreuzfahrtschiffe auch während der Liegezeiten weiterlaufen.

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Den Entdeckergeist hat Thomas Rolf vor vielen Jahren bei sich entdeckt. Schon in der Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann Anfang der 90er Jahre haben es ihm insbesondere Kreuzfahrten angetan. Heute ist er quasi ein wandelndes Lexikon, wenn es um Reisen auf dem Wasser geht. Der heutige Geschäftsführer der Astoria Kreuzfahrten-Zentrale selbst favorisiert das Mittelmeer für seine persönliche Kreuzfahrten: Und dies aus ganz einfachen Gründen: "Es gibt viele traumhafte Orte zu entdecken und in zweieinhalb Stunden Flugzeit ist man auf dem Schiff."

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